Am 30. September 1918 trat Georg Graf von Hertling (1843-1919), der Präsident der Görres-Gesellschaft, als Reichskanzler zurück. Der an der Universität Würzburg lehrende Klassische Philologe Engelbert Drerup entwirft einen flammenden Aufruf, aus Dank gegenüber von Hertling in die Görres-Gesellschaft einzutreten: (der Entwurf ist online einsehbar auf der Seite Invenio des Bundesarchivs Koblenz: N 1036/6, fol. 31):

"Ein oberbayerischer Landpfarrer schreibt: ,Der Rücktritt des Grafen v. Hertling mit allem drum und dran, insbesondere dem Versagen ,guter Freunde' im Parlament, macht es den deutschen Katholiken zur gebieterischen Pflicht, dem ersten katholischen Reichskanzler - Hohenlohe ist da nicht zu rechnen -, der in stürmischer Zeit fast ein Jahr lang die ungeheure Last der Reichsleitung getragen hat, ein Zeichen dankbarer Anerkennung zu widmen, um so mehr als tiefes Pflichtgefühl ihn diese Bürde in einem Alter hat übernehmen lassen, in welchem andere Staatsdiener bereits ein Dezennium der wohlverdienten Ruhe sich erfreuen. Gerade die letzten Vorgänge in Berlin haben gewiß unseren Hertling den Herzen unzähliger Katholiken noch näher gebracht. Würde da nicht eine lebhafte Werbung für die Görres-Gesellschaft, die Gründung des Grafen v. Hertling, der er wieder anläßlich seines 75. Geburtstages seine unwandelbare Treue zum Ausdruck gebracht hat, eine solche Anerkennung sein, die ihn wirklich erfreuen und in keiner Weise seiner noblen Gesinnung zu nahe treten würde?'

Die Anregung des Schreibers, der gleichzeitig seinen Beitritt zur Görres-Gesellschaft anmeldet, kommt zur rechten Zeit. Denn sicherlich könnten die deutschen Katholiken ihrem geistigen Führer, den der Kaiser eben durch die Verleihung des Schwarzen-Adlerordens geehrt hat, kein schöneres Geschenk machen, als eine starke Mitgliedervermehrung der ,Görres-Gesellschaft zur Pflege der Wissenschaft im katholischen Deutschland', die heute nach 42 Jahren immer noch unter dem Präsidium des Grafen v. Hertling steht. 

Die Stärkung der Görres-Gesellschaft, deren annähernd viertausend Mitglieder für die gesteigerten Aufgaben der Gesellschaft nach dem Kriege keine ausreichende Stütze mehr sind, ist überdies nicht nur eine Ehrenpflicht, sondern auch eine dringende Notwendigkeit für den deutschen Katholizismus, der nach dem großen Kriege voraussichtlich geistige Kräfte bitterer nötig haben wird als je zuvor. 

Über die Bedeutung der Görres-Gesellschaft im katholischen Deutschland erübrigt sich hier eine Ausführung, nachdem vor wenigen Wochen die Würzburger Tagung der Gesellschaft wieder einmal die Arbeiten und Erfolge ihrer fünf Sektionen (für Philosophie und Pädagogik, Naturwissenschaft, mittlere und neuere Geschichte, Altertumskunde, Rechts- und Sozialwissenschaft) vor der breiten Öffentlichkeit dargelegt hat. Nur muß immer wieder darauf hingewiesen werden, daß die Görres-Gesellschaft trotz ihrer rein wissenschaftlichen Ziele kein Verein von Gelehrten ist, sondern daß jedermann - auch Korporationen - als Mitglied willkommen ist, der durch seine Mitgliedschaft das Interesse an der Tätigkeit der Gesellschaft zum Ausdruck bringen will.

Der Mitgliedsbeitrag, für den jedes Jahr die wertvollen populären ,Vereinsschriften' unentgeltlich geliefert werden, beträgt 10 Mk. (für Teilnehmer, welche die Vereinsschriften nicht erhalten 3 Mk.)". ...

So möge denn jeder, der sich als Katholik dem Grafen v. Hertling, dem Führer in schwerer Zeit, verpflichtet fühlt und dieser Anerkennung einen äußeren Ausdruck geben will, seiner Anmeldung zur Görres-Gesellschaft die Form eines ,Hertling-Dankes' geben, für welchen passenderweise auch in privaten Zirkeln und in den katholischen Vereinen geworben werden sollte".