Faszination Rom – Maarten van Heemskerck zeichnet die Stadt
Eine Buchbesprechung von Jörg Voigt
Rom als „Mal-Akademie“ – diese knappe, aber sehr treffende Beschreibung fand der Schriftsteller und Maler Karel von Mander (gest. 1606) in seinen Schilderungen über einen der bedeutendsten holländischen Künstler: Maarten van Heemskerck (1498 – 1574).
Van Heemskerck war im Jahr 1532 in die Ewige Stadt aufgebrochen und widmete sich über einen Zeitraum von fünf Jahren in Rom und im Umland einem intensiven Zeichenstudium. Seine Schaffenskraft in dieser Periode und sein außergewöhnliches künstlerisches Talent dokumentieren sich in Gemälden und im „römischen Zeichnungsbuch“, die auf einer aus Anlass des 450. Todestages dieses Künstlers konzipierten Sonderausstellung im Berliner Kupferstichkabinett in Kooperation mit der Bibliotheca Hertziana von April bis August dieses Jahres unter dem Titel „Faszination Rom. Maarten van Heemskerck zeichnet die Stadt“ gezeigt wurden.
Zu diesem Anlass wurden ein Ausstellungskatalog und ein Faksimile von van Heemskercks „römischem Zeichnungsbuch“ von Christien Melzer und Tatjana Bartsch herausgegeben, die hier kurz vorgestellt werden sollen.
Zunächst zum Ausstellungskatalog. In elf Fachaufsätzen wird eingangs über die Vorgeschichte der Romreise van Heemskercks berichtet, über seine künstlerische Prägung und die zeitgenössischen Erwartungen an eine Romreise sowie über den Reiseweg selbst.
Daran schließen sich Beiträge über die in Rom und im Umland entstandenen Zeichnungen, seine Kontakte zur Kunstszene der Stadt sowie über die Materialität und Technik des „römischen Zeichnungsbuches“ an.
Und schließlich wird der Blick auf das Nachleben dieser Romepoche gerichtet, nachdem van Heemskerck 1537 nach Haarlem zurückgekehrt war. Den hier aufbereiteten, reichen und auf aktueller Forschung basierenden Texten ist ein Katalog mit den in der Ausstellung gezeigten Werken beigegeben – verwiesen sei besonders auf die Abbildungen aus dem „römischen Zeichnungsbuch“ (S. 240-279).
In erster Linie handelt es sich dabei um Skizzen und Vorzeichnungen von Antikenstatuen, Gebäuden und Stadtansichten, die in ihrer Präzision herausragend sind und eine sehr wichtige Quelle für die historische und kunsthistorische Forschung darstellen. Denn die in diesem Blick festgehaltenen Details von Einzelobjekten und von der Topografie Roms – zu den wichtigsten zählt neben dem Forum Romanum auch der Neubau von St. Peter – sind eine Momentaufnahme von Statuen und Gebäuden vor der Gestaltung von Antikensammlungen und städtebaulichen Einschnitten.
Für einen besonderen Eindruck des „römischen Skizzenbuchs“ sei zudem auf dessen ansprechendes Faksimile verwiesen, das im Hatje Cantz Verlag erschienen ist und einen unmittelbaren Eindruck der künstlerischen Leistungen von van Heemskerck während seiner Jahre in Rom gibt. Durch sein handliches Format eignet es sich besonders für erkenntnisreiche Erkundungen der Stadt und ihres überreichen Kunsterbes.
Ausstellungskatalog Skizzenbuch
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- Geschrieben von: Stefan Heid
- Kategorie: Leseempfehlungen