Schlie stellt in seinem Buch "Das Duell: Der Kampf zwischen Habsburg und Preußen um Deutschland" die aus seiner Sicht handelnden Hauptpersonen vom 18. bis 20. Jahrhundert gegenüber: Friedrich den Großen und Maria Theresia, Mettrnich und Bismarck, Franz Joseph I. und Wilhelm II. und Hitler und Schuschnigg. Dabei beschreibt er sie keineswegs als bloße Kriegsführer und Diplomaten, sondern versucht sie auch in ihrem biographischen, kulturellen und religiösen Werden zu würdigen.

Die Idee ist nicht neu: Schon Plutarch hat Parallelbiographien der griechischen und römischen Staatsmänner geschrieben. Darin liegt natürlich etwas Verspieltes, Pädagogisches. Man muss nicht alles teilen, aber anregend und lehrreich ist es eben doch, und über Personen wird Geschichte annehmbarer erzählt als über Institutionen.

Ulrich Schlie schreibt Geschichte wie Golo Mann: seine Sprache perlt aus der Tiefe wie Sekt, prickelt auf der Zunge.und schmeichelt dem Gaumen. Sein Metier meisterlich beherrschend, zeichnet er die großen Linien und Zusammenhänge nach, und jedesmal erschließen sich neue Einsichtungen und Welten.

Das vielbeschworene Wort, wer Zukunft haben will, muss seine Vergangenheit kennen, wird hier eingelöst für Deutsche und Österreicher, die als erste Adressaten seines Buches gelten müssen. Schon der Titel verrät Schlies Geschichtsbild, das sich an Jacob Burckhardt orientiert: Der Nationalismus und die daraus folgenden Katastrophen waren keine notwendige Folge des Ringens Preußens und Habsburgs um Vormacht, sondern folgen aus ideologischen Entscheidungen des 19. Jahrhunderts. Wenn dann trotzdem unter demselben Titel der Bogen bis Hitler gespannt wird, kulminiert eben doch das Ringen Preußens und Habsburgs im Nationalsozialismus. Darin liegt die Crux.

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