Prof. Dr. Peter Zimmerling, Professor für für Praktische Theologie an der Ev.-Theologischen Fakultät der Universität Leipzig, geht in seinem Vortrag über "Eine ,liturgische Befreiungsbewegung`? Die Bedeutung des Volk-Gottes-Gedankens in (pfingstlich-)charismatischen Bewegungen" auf jüngere Phänomene evangelischer Gottesdienstkulturen ein. Der Vortrag wurde am 27. November am RIGG im Rahmen der Tagung "Kult des Volkes" gehalten.

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Pfingstlich-charismatisch geprägtes Christentum versteht sich als eine „liturgische Befreiungsbewegung“. Es setzt auf eine demokratische Gemeinschaft von Geistbegabten statt auf einen monarchischen Amtsträger, auf spontanes Wirken des Geistes statt auf einen feststehenden Gottesdienstablauf und geht von der Wichtigkeit von Lob und Anbetung für den Gottesdienst aus. Meine Überlegungen gliedern sich in drei Hauptteile. Zunächst möchte ich die theologischen Voraussetzungen pfingstlich-charismatischer Gottesdienstkultur herausarbeiten: einerseits die Wiederentdeckung der charismatischen Dimension des Christseins und andererseits das Ideal einer vom Geist Gottes begabten Gemeinde verbunden mit der praktischen Umsetzung der reformatorischen Forderung nach dem allgemeinen Priestertum. Im zweiten Teil sollen wesentliche Charakteristika des pfingstlich-charismatischen Gottesdienstverständnisses entfaltet werden: Dazu gehören neben seiner epikletischen Orientierung die partizipatorische Ausrichtung und die Forderung einer ganzheitlichen Lobpreispraxis, verbunden mit der Integration von Emotionalität und Sinnlichkeit. Im dritten Teil soll danach gefragt werden, inwieweit die pfingstlich-charismatische Liturgik tatsächlich ihrem Selbstanspruch gerecht wird, eine liturgische Befreiungsbewegung zu sein und damit dem Volk-Gottes-Gedanken als Zentrum des gottesdienstlichen Handelns zur Durchsetzung verholfen zu haben.