Im Museo di Roma (Palazzo Braschi) bei der Piazza Navona ist bis zum 5. Februar eine Sonderausstellung über "Roma medievale: Il volto perduto della città" zu sehen. Die Ausstellung lohnt über weite Strecken, sie schwächelt aber etwas, je weiter man voranschreitet. Sie beginnt mit den großen Basiliken Roms und handelt danach über die Topographie, das Alltagsleben, die Liturgie usw. und endet im Mittelalter der Veduten des 19. Jahrhunderts. Leider sind vielfach nur Faksimile ausgestellt, aber das ist man inzwischen aufgrund der Versicherungssummen gewöhnt. Originale Fresken, die im 19. Jahrhundert aus Kirchen gerettet wurden, sind wichtige Elemente der Ausstellung.

Den eigentlichen Gewinn hat man aber nur mit dem sehr soliden Katalog (28,- Euro), der zugleich auch zeigt, welche Rekonstruktionen und weiteren Objekte man als Besucher der Ausstellung eigentlich brauchen würde, um die Ausstellung voll verstehen zu können. Man sieht zuweilen eben doch nur Fragmente, die ein nicht-Fachmann nur schwer verstehen und in das Ganze einordnen kann (etwa bei der liturgischen Ausstattung oder der Marienkapelle Johannes' VII. in Alt-St. Peter). 

Ansonsten muss man aber doch die Ausstellung als solche loben. Sie geht, wie das Vorwort sagt, auf die Initiative des Lehrstuhls für mittelalterliche Kunst an der Sapienza zurück. Es geht um die Würdigung einer Zeit, die es im Denkmälerbestand Roms fast nicht mehr gibt. Wie so häufig in der Kunstgeschichte zerstören die Neuerer stets das Vorausgehende. Der Barock hat das Mittelalter vernichtet und die national aufgeladene archäologische Antiken-Euphorie des 19. Jahrhunderts hat dem Mittelalter den letzten Stoß versetzt, so dass man eigentlich gern auch ein Wort der Selbstkritik über die Zerstörungen des 19./20. Jahrhunderts gehört hätte.  

Jetzt kann man nur noch vor den neuen Barbaren warnen, die mit blöder Verachtung den Historismus, die Neuromanik und die Neugotik zerstören.