Pius VI. Braschi (1775-1799), der letzte Barockpapst, noch dazu einer der am längsten amtierenden Päpste, war es leid: Die großen Architekten des Petersdoms - von Michelangelo bis Bernini - hatten schlicht und einfach die Sakristei vergessen. Eine Kirche ohne Sakristei, wie kann man so unprofessionell sein! Pius VI. baute sie nun endlich, und zwar so große, dass dafür ein ganzes Stück Eigentum der Erzbruderschaft zur Schmerzhaften Mutter Gottes geopfert werden musste. Die Bruderschaft wurde reíchlich entschädigt:

Pius VI. baute nicht nur die bis heute stehende Rokoko-Mauer (und zwar im Jahr 1779), der bis heute den Friedhof schützt, sondern ermöglichte auch der Brudershaft einen Neubau des ehemaligen Männerhospizes, also der heutigen Hauptfassade des Campo Santo Teutonico. Dort wurde sinnigerweise auch eine große Sakristei für die Friedhofskirche mit eingeplant, die bis heute benutzt wird (zur Baugeschichte des Campo Santo siehe das Video).

Über dem Friedhofstor prangt bis heute eine große Inschrift, die diese Heldentaten des Papstes gebührend würdigt.

Rein zufällig kam der Schreiber dieser Tage an der Piazza di San Salvatore in Lauro vorbei - nahe der Engelsbrücke. Dort steht ein prächtiger, von demselben Pius VI. errichteter Palast. Heute ist er eine private Wohnresidenz für Wohlhabende - schwerlich im Sinne des Erfinders. Ursprünglich aber handelte es sich um eine Schule für die Kinder bedürftiger Familien: ADOLESCENTIBVS EGENIS INSTITVEN (!) steht über der Tür. Über dem Giebel lässt sich Pius VI. deshalb stolz als PATER PAVPERVM - Vater der Armen - feiern.

Das gleiche hätte eigentlich auch über dem Eingang des Campo Santo Teutonico stehen können: PIVS SEXTVS P. M. PATER PAVPERVM. Denn die Bestimmung des Campo Santo war stets, eine schlichte, demütige Herberge zu sein, ein Schwalbennest neben dem Riesendom. Daran zu erinnern, ist in der Vorweihnachtszeit wohl der richtige Augenblick.