S. Heid, Botschafter Dr. Bernhard Kotsch, Prof. Dr. Jan-Heiner Tück, Prof. Dr. Johannes Grohe, Dr. Bruno Steimer

Am 4. März hat Professor Jan-Heiner Tück (Wien) in der Residenz der deutschen Botschaft beim Heiligen Stuhl in Rom das Buch "Historische Intuitionen" vorgestellt. Geladen hatte Botschafter Dr. Bernhard Kotsch die Mitglieder des Römischen Instituts der Görres-Gesellschaft und weitere Gäste.  

Das im Verlag Herder in der Supplementreihe der Römischen Quartalschrift erschienene Buch "Historische Intuitionen" enthält 37 Beiträge von Historikerinnen und Historikern des Römischen Instituts. Es ist eine Hommage an Joseph Ratzinger / Papst Benedikt XVI., der 40 Jahre lang selber Mitglied des Römischen Instituts war. 

Unter den Gästen war neben Autorinnen und Autoren des Bandes auch Kardinal Gerhard Ludwig Müller. Besonders hervorgehoben wurde die Anwesenheit von Dr. Bruno Steimer, der seitens des Herder-Verlags in Freiburg seit vielen Jahren mit größter Kompetenz die Publikationen des Römischen Instituts betreut.

In seinem Vortrag sprach Professor Tück zum Thema "Das Jesus-Buch Joseph Ratzingers als Anti-These zu Adolf von Harnack". Es ging darum, dass das "homousios" des Konzils von Nizäa - die Gleichwesentlichkeit Christi mit dem Vater - für Harnack eine Hellenisierung des Christentums und damit ein Abfall vom Wesen des Christentums war, für Ratzinger hingegen bleibender Glaubensartikel.

Harnack ist auch nach 120 Jahren noch aktuell, wie Pfarrer Michael Jonas, der selbst einen Beitrag für die Hommage geschrieben hat, in der Diskussion betonte. Harnacks berühmte Berliner Vorlesungen "Das Wesen des Christentums" finden noch heute begeisterte Anhänge, obwohl doch darin - oder auch gerade weil darin - jedes Dogma abgelehnt und Jesus zu einem guten Menschen gemacht wird. Jedenfalls wird daran ersichtlich, dass Ratzingers Auseinandersetzung mit Harnack keineswegs verstaubte Professorendiskussion ist, sondern grundlegende Fragen aufwirft, die eine bleibende Aktualität haben.

In Tücks Vortrag wurde auch deutlich, dass Ratzinger durchaus ein Geschichtsphilosoph war und in Auseinandersetzung mit Harnack nach der Bedeutung der Geschichte für den Glauben gefragt hat: Was ist Heilsgeschichte? Was ist Inkulturation des Christgentums? Brauchen wir Geschichte für die Theologie? Anders als Harnack, für den letztlich die Geschichtswissenschaft die Theologie ersetzt, und anders als der Pietismus, der auf Geschichte verzichten kann, hält Ratzinger an der bleibenden Bedeutung der Geschichte im Sinne der Heilsgeschichte fest und gibt damit auch dem Fach der Kirchengeschichte einen Ort innerhalb der Theologie. 

Das Buch

Die "Historischen Intuitionen" behandeln in 37 Beiträgen Themen der gesamten Kirchengeschichte, von der Frühzeit bis zur Jetztzeit.

Autoren und Inhalt finden Sie hier.