Die Hochzeit der Liturgischen Bewegung Maria Laachs war sicher nicht von Experimenten geprägt, wie man sich heute Liturgische Bewegung vorstellt, sondern von solider historischer Forschung und monastischer Spiritualität. Wir befinden uns nach dem Ersten Weltkrieg in der damals boomenden und geistig regen Abtei am Laacher See.

Dass nun ein menschlich keineswegs einfacher, aber höchst emsiger Benediktiner der Abtei, der gebürtige Kölner Leo Cunibert Mohlberg (1878-1963), aus dem Dunkel der Geschichte gezogen wird, ist das Verdienst des langjährigen Mitarbeiters des "Archiv für Liturgiewissenschaft" Stefan K. Langenbahn. Ich drei wuchtigen Artikeln in diesem "Archiv" - in den Jahrgängen 2018, 2019 und 2020/21 - hat er den von dem vermeintlich berühmteren Pater Odo Casel verfemten Mitbruder wieder ins Licht gerückt und in gewisser Weise auch rehabilitiert. Wichtig ist dies besonders auch deshalb, weil mit Mohlberg, nicht mit Casel, untrennbar der Name Romano Guardinis verbunden ist. Mohlberg und Guardini haben gerade in ihren jungen Jahren eng miteinander gearbeitet. Davon zeugt ein umfangreicher Briefwechsel, der der Veröffentlichung entgegensieht. 

Mohlberg war im Grunde genommen der Kopf der historischen Liturgiewissenschaft, wie sie von Laach ausging. Dass Casel ihn schon 1921/22 wegbiss, um seiner Mysterientheorie Platz zu machen, ist zu bedauern. Profitiert davon hat der Heilige Stuhl. Giovanni Mercati holte Mohlberg nach Rom an die Vatikanbibliothek für die Sakramentareditionen, und 1930 wurde er erfolgreicher Professor für Liturgiegeschichte und Hagiographie am Päpstlichen Institut für Christliche Archäologie, wo er fast bis zu seinem Tod 1963 wirkte und zahlreiche Schüler hatte.

In Laach fühlte man sich sowieso auf der besseren Seite. Der Dünkel der Wissenden, der "Gnostiker" der Mysterientheorie, waren sich einig, zur Elite zu gehören. Abt Herwergen schreibt es unverblümt an Casel vor ziemlich genau 90 Jahren am 30. Juli 1932: „Vom eigentlich tieferen Gehalt der Liturgie versteht P[ater] C[unibert Mohlberg] trotz seiner gewiss anerkennenswerten historischen Kenntnisse so gut wie gar nichts“.

Die Wellen des letzten Konzils haben Mohlberg völlig in Vergessenheit fallen lassen. Dass das Konzil seine liturgischen Vorstellungen umgesetzt hat, wird man weder bejahen noch verneinen können. Mohlberg war ein viel zu eigensinniger Kopf, um sich vor den Karren einer bestimmten Reformrichtung spannen zu lassen. Annibale Bugnini hat jedenfalls genau in jenen Jahren am Päpstlichen Institut studiert, als Mohlberg dort nicht lehrte, weil er kriegsbedingt in der Schweiz bleiben musste. Mohlberg war durch zu offenherzige Äußerungen gegen den Nationalsozialismus aufgefallen, als dass er sich noch trauen konnte, nach Italien oder gar Deutschland zurückzukehren.

  • Stefan K. Langenbahn, Die Anfänge der modernen Liturgischen Bewegung im deutschen Sprachraum und ihre "akademische Phase" bei Romano Guardini im Spiegel der Quellen, Teil 1, in: Archiv für Liturgiewissenschaft 60 (2018) 34-100.
  • Stefan K. Langebahn, Die Anfänge ..., Teil 2, in: Archiv für Liturgiewissenschaft 61 (2019) 47-97.
  • Stefan K. Langenbahn, ... damit wir endlich einen Kristallisationspunkt für wissenschaftliche Liturgik haben". Romano Guardini als Promotor und Cunibert Mohlberg als Organisator des Jahrbuchs für Liturgiewissenschaft, in: Archiv für Liturgiewissenschaft 62-63 (2020-2021) 18-70.

Sehr zu bedauern ist, dass Langenbahns Vortrag über Maria Laach und Herwegen im Dritten Reich auf der Tagung des RIGG "Kult des Volkes" nicht im Tagungsband veröffentlich wird, der im Herbst erscheint.

Über die Geschichte des Liturgielehrstuhls und Mohlbergs am  Päpstlichen Institut für Christliche Archäologie wird im nächsten Jahr S. Heid Artikel mit Blick auf die Hundertjahrfeier des Instituts veröffentlichen.