In diesem Jahr ist vom Münchener Pastoraltheologen Prof. Dr. Andreas Wollbold nach 15 Jahren der Forschung (S. 97) im Verlag Friedrich Pustet ein wahrhaft monumentales Werk über den frühkirchlichen Zölibat erschienen.

Es handelt sich auf 1035 Seiten um eine Sammlung von „Schlüsseltexten“ aus den Anfängen bis zum 5. Jahrhundert. Man glaubte, es sei schon alles und jedes über den frühkirchlichen Zölibat geschrieben worden, aber Wollbold hat alle mit Lügen gestraft. Es bleibt nur, unumwunden zuzugestehen, dass diese Präsentation von 461 Texten (im Original und in deutscher Übersetzung) aufgrund der überaus sachkundigen und klugen Besprechung eines jeden Textes im Modus der „Diskussion“ einen idealen, auch didaktisch klugen Ausgangspunkt für jede weitere Behandlung des Themas darstellt.

Dabei schließt Wollbolds grundsätzlich wohlwollender Zugang zum Zölibat keineswegs kritische Rückfragen und Zweifel aus, im Gegenteil: Sie sind stets Teil der Diskussion. Es wird kein Thema ausgelassen, etwa: Kinder, falsche Enthaltsamkeit, Ist eine eheliche Enthaltsamkeit vorstellbar?, Verwitwung, Auswahlkriterien für Weihekandidaten, Freiheit, Gebet, Disziplinverstöße, Kultreinheit, Dämonenglaube, Gefährdungen, Weihehindernisse, Amtsenthebung eines Bischofs usw. -  Themen mitten aus Leben der frühen Kirche, das dem Glück und Scheitern genauso ausgesetzt ist wie heute.

Jeder Abschnitt endet mit einem "Ertrag" (nicht "Ergebnis"!), der hilft, in der Fülle der Themen nicht die Übersicht zu verlieren.

Wollbold ist des Griechischen und Lateinischen so mächtig, dass er alles direkt aus den Quellen schöpft. Die Darbietung der Texte in zwei Spalten - im Original und auf Deutsch - bietet die maximale Möglichkeit, seine Aussagen zu überprüfen. 

Sehr gelungen ist auch die Zusammenfassung der Forschungsgeschichte (S. 55-70), originell der "Ausblick auf die weitere historische Zölibatsforschung" (S. 92-97), eine Art Prognose, wie der Zölibat künftig unter dem Zeichen einer evolutiven Psychologie, der Sozialgeschichte und der Soziologie untersucht werden kann.

Allein die von Wollbold eingesehene Sekundärliteratur umfasst 33 Seiten. Die immense Arbeit, auch auf seiten des Verlags, ist ihre 88,- Euro wahrhaft wert.

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