Das Schöne am Studium der Kirchengeschichte ist, dass einem nie der Gesprächsstoff ausgeht. Der hier häufiger zitierte zungenfertige Mons. Paul Maria Baumgarten (+ 1948) kannte sich durch seine jahrzehntelangen Archivstudien derart gut in den Irrungen und Wirrungen des Vatikans aus, dass es eine wahre Freude gewesen sein muss, mit ihm auf der (damaligen) Loggia des Campo Santo bei einem Fiasco Chianti und mit einem Toscanello zu sitzen und über alles und jedes zu schwadronieren, wie auf dem Foto dokumentiert (1905, Baumgarten sitzend, mit Birett).

Baumgarten konnte sich über die Einfalt mancher Kurialer wundern, die wenig über die Geschichte ihrer Behörden wussten, da sie seine Bücher nicht lasen. Hier sei aber ausnahmsweise nicht auf Baumgartens eigene Bücher hingewiesen, die immer noch ein Geheimtipp sind, weil die heutigen Vatikanexperten entweder ihre ganze Weisheit heimlich aus ihnen schöpfen oder eben ahnungslos sind.

Vielmehr sei auf ein anderes Buch hingewiesen, aus dem man entnehmen kann, was man einst alles und wie segnen konnte, nämlich das 1909 erschienene Buch des schlesischen Geistlichen Adolph Franz über "Die kirchlichen Benediktionen im Mittalter" - sage und schreibe 1.400 Seiten in zwei Bänden. 

Dieses wahrlich erschöpfende Werk ist großartig, weil es selbstverständlich auch ein schönes Kapitel über Mißbräuche und den "Kampf gegen die Benediktionen und die kirchliche Reform" enthält.

Der Gesamtinhalt ist so umfangreich, dass das Sachregister zweispaltig 65 Seiten umfasst. Hier mögen wenigstens die Kapitelüberschriften folgen:

  • Weihwasser
  • Salz und Brot
  • WEin
  • Öl, Feld- und Gartenfrüchte, Kräuter
  • Epiphanie, Mariä Lichtmeß, St. Blasius
  • Quadragesima und Osterzeit
  • Haus, Hof, Gewerbe
  • Klöster
  • Naturereignisse
  • Tiere
  • Ehe, Mutter, Kind
  • Gefahren
  • Krankheiten
  • Besessenheit  

Inhaltlich scheidet Franz alles aus, was zur speziellen Liturgik und unmittelbar zum kirchlichen Kultus gehört. Stephan Ehses bezeichnet das Buch "als eines der glänzendsten Produkte katholischer Forschung" (RQ 24, 1910, 201).