Frank Czerner legt in seinem Buch "Sakraldenkmal" ein fulminantes Plädoyer für eine Revision  der Umbaupläne des Innenraums der Hedwigskathedrale vor. Der preisgekrnte Entwurf wird seiner Ansicht nach bei weitem dem komplexen Anspruch, den dieser Kirchenraum stellt, nicht gerecht. Unter historischen, theologischen, liturgischen, denkmalschutzrechtlichen und architektonischen Gesichtspunkten bietet Czerner einen unbedingt in die Debatte einzubeziehenden Beitrag. Hier läuten wirkich alle Glocken: Wer jetzt noch nicht aufwacht, ist schon tot. 

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 "Die verantwortlichen Architekten mögen sich neben dem Erzbistum Berlin fragen, wie das Besondere, das Einmalige dieser Kathedralkirche im Rahmen der [...] Sanierung wirksam geschützt und denkmalgerecht renoviert - und nicht beseitigt - werden kann. [...] darf die zweifelsohne notwendig gewordene Renovierung nicht die gewachsene und eingeschriebene Bedeutung dieser Kathedralkirche zerstören. Die St.-Hedwigs-Kathedrale als ,Anders-Ort' (Michel Foucault), der schon durch seine ganz einzigartige Raumgestaltung zum Verweilen und Beten einlädt und der sich sehr deutlich von allen anderen Kirchenräumen unterscheidet, darf nicht der Willkür einer entsakralisierten Architektur, ,frei von sakralen, sentimentalen Stimmungselementen' [...] im Sinne der [...] Bultmann'schen Ent-Mythologisierung geopfert werden, sodass man sich letztlich auf den Historismus verwiesen sehen muss, wenn nach einer theologischen Sinngebung und dessen symbolischer Bedetung gefragt wird" (S. 111).

Wenn man Sätze der nun involvierten Künstler lesen muss: „Die globale Situation erfordert heute und in allernächster Zukunft die Transformation der Menschheit in eine planetarische Gemeinschaft.“ (Zogmayer, Herder Korrespondenz 2015, S. 264 [267]), dann sagt das eigentlich alles aus. Solchen Kapazitäten wurde das theologische, sakrale und historisch-kulturelle Erbe – nicht nur des Erzbistums Berlins – anvertraut, im wahrsten Wortsinne in die Hände gelegt

Angesichts eines solchen Horizontalhumanismus geht es Czerner in seinem Buch vor allem darum, für eine tragfähige Sanierung die religiöse Tiefe und geistige Höhe einzufordern: die Vertikalität eines wirklich sakralen Raumes und die liturgische Märtyrer-Memoria (Petrus, Lichtenberg) in ihm - alles das, was zum genuinen, unaufgebbaren und nun also zum zum Abriss freigegebenen Schwippert-Konzept gehört.