Von Stefan Heid

Hans Georg Thümmel: ein wunderbarer Mann, neugierig, sprudelnd, stets mit Laune, unverwüstlich, ein Poet, zugleich wie ein Fels in der Brandung während des DDR-Regimes, für dessen tumbe Beamte er viel zu intelligent war. Wegen der Kommunisten konnte er nichts werden, doch unbeiirt hielt er an seinem lutherischen Bekenntnis fest. In Vorbereitung meines "Personenlexikons zur Christlichen Archäologie" kam ich um 2010 auch nach Greifswald, und ohne mit der Wimper zu zucken, bot er mir Gastfreundschaft und Rat. Wir wanderten sogar bis zur windigen Ostsee, wo irgendwelche üblen Industrieanlagen gebaut werden sollten, wogegen er natürlich war.

Die Universität Greifswald hat íhm ein schönes kleines Heft gewidmet: "In memoriam Hans Georg Thümmel" (Greifswalder Universitätsreden, Neue Folge 155, Kontakt: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein. ), mit einem Nachruf aus der Feder von Irmfried Garbe, einer Bibliographie Thümmel und kleineren Schriften aus seinem Nachlass.

Ich wusste nicht, dass Thümmel am 13. Juli verstorben war, als mich ein Brief von Irmfried Garbe aus Wackerow erreichte, aus dem ich mir zu zitieren erlaube:

.... Thümmel, "der seinen 90. Geburtstag am 5. März noch in guter Verfassung und bester Stimmung mit zahlreichen Gratulanten begehen durfte, kurz danach aber sein Lebensende mit raschen Schritten kommen fühlte und am 13. Juli friedlich verschied. Es gab noch einige berührende Gespräche an seinem Krankenlager und allerletzte Wünsche, die wir ihm gerne erfüllt haben". 

Dann fügt Garbe noch ein handschriftliches PS hinzu: "H. G. Thümmel bewunderte Ihr großes Lexikon und meinte: aus diesem Grunde müsse er bedauern, nicht schon früher gestorben zu sein". 

Das ist Thümmel im Original! Genau so war sein Humor, und ich erinnere mich noch genau, dass er mich schon damals fragte, warum nur Tote in das Lexkon kommen. Wir befürchteten eine Suizidwelle unter den Christlichen Archäologen ...

Thümmel war noch einer, der Latein und Griechisch aus dem FF beherrschte. Gegenüber einem christlich-archäologischen Spezialistentum plädierte er für den großen Blick auf die gesamte Kunstgeschichte. Dafür steht sein letztes Opus magnum: die mehrbändige

Ikonologie der christlichen Kunst

PS: Eine gute Nachricht für die Christliche Archäologie in Greifswald: Die aus dem Victor Schultze-Nachlass in den Besitz Thümmels gelangten frühchristliichen und mittelalterlichen Kunstobjekte werden dem Victor Schultze-Institut zugeführt, so dass die dortige Sammlung nun annähernd vollständig und im Lohmeyer-Haus gut aufgestellt ist. Derzeit wird sie von Michael Altripp katalogisiert.