Johannes Mahr hat in einem 850-seitigen Grundlagenwerk die erstgen 18 Jahre der Geschichte der Missionsbedediktiner (von St. Ottilien) beschrieben. Der fulminante, mit Hunderten historischer Abbildungen geschmückte Band ist das Ergebnis einer immensen Arbeitsleistung. Es ist sehr gut lesbar und führt detailliert in die Zeitmentalität und in die ersten Missionsjahre in Afrika ein, mit allem Licht und Schatten.

Ein Wehrmutstropfen ist freilich, dass es sich hier nicht um eine geschulte Historikerarbeit handelt. Archivalien und graue Schriften werden zwar breit verwendet, aber die Quellen nicht näher angegeben. Man erfährt nicht, aus welchen Archiven der Autor schöpft. Eine Nachprüfung der Aussagen ist also praktisch unmöglich. Dem Autor kam es mehr auf gute Lesbarkeit und weniger auf einen wissenschaftlichen Apparat an.

Immerhin erlaubt der Namenindex, rasch auf die hier wichtige Beziehung des Gründers der Missionsbenediktiner, Pater Andreas Amrhein, mit dem Campo Santo Teutonico zu stoßen. Denn tatsächlich wurden die ersten Missionsbenediktiner 1887 vom Campo Santo Teutonico aus ausgesandt. Dessen Rektor Anton de Waal, nicht Pater Amrhein, gab die Aussendungsexerzitien, deren Skizze sich durchaus noch im de Waal-Nachlass befinden kann, da de Waal die krakeligen Notizen seiner unzähligen Exerzitien (meist für Nonnen) aufbewahrt hat.  

14 Benediktiner standen am 13. November 1887 unangemeldet vor der Tür des Kollegs - es ist dasselbe Jahr, in dem de Waal die "Römische Quartalschrift" gründete - und mussten bis zur Überfahrt nach Afrika versorgt werden. Auf der Seite 60 bietet Mahr sogar ein Foto des heutigen Kollegs. Paul Maria Baumgarten, der damals am Kolleg war, sich außerordentlich für die katholischen Missionen interessierte und gewissermaßen das Fach "Missionsgeschichte" erfunden hat, hat die Situation in seinen Memoiren beschrieben (S. 61). 

Aber der Kontakt Amrheins zum Kolleg war älter und ging schon auf das Jahr 1884 zurück. Damals verhandelte er in Rom mit der Propaganda Fide mit Blick auf Deutsch Ostafrika (S. 75-77).

Kapitel des Buches:

  • Kühne Pläne und ein offener Horizont (November 1887)
  • Die Klostergründung in Pugu zur Annäherung an die Afrikaner (1888-1889)
  • Mühsame Orientierung in der kolonialen Gesellschaft (1889-1894)
  • Neubeginn der Arbeit unter P. Maurus Hartmann (1894/95)
  • Das Generalkapitel von 1895 erlaubt die Gründung von "Stationen"

Der Band wurde der Bibliothek des Campo Santo geschenkt.

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