Die historische Liturgieforschung zu den lateinischen Riten erlebt im englischsprachigen Raum eine Renaissance. Dafür steht auch die neueste Veröffentlichung des Londoner Kirchenhistorikers Uwe Michael Lang: seine 445-seitige Studie "The Roman Mass. From Early Christian Origins to Tridentine Reform" (Cambridge University Press). 

Dieses zweifellos teure Buch (120 $) ist gleichwohl unumgänglich und unverzichtbar. Es vertritt im besten Sinn eine überaus nüchterne und schnörkellose angelsächsische Wissenschaftstradition mit einem klaren Blick auf das historische Ganze. Dabei werden liturgiegeschichtliche Grauzonen und Fragezeichen klar beim Namen benannt. Zugleich erscheint der römische Ritus nicht als beliebiges Zufallsprodukt, sondern eben als historisch gewachsener Ritus, der in seiner Eigenschaft als Ritus jahrhundertelang funktioniert und sich fortentwickelt hat und derart auch ernst zu nehmen ist.

Lang bedient nicht das romantische Stereotyp, die Liturgie des Mittelalters und Barocks sei ein ständiger Abfall von einer Idealliturgie, sondern er versucht - ganz im Geist der goldenen Jahrzehnte der Liturgischen Bewegung, etwa eines Edmond Bishop und Cunibert Mohlberg -, Späteres aus dem Früheren verständlich zu machen, die tridentinische Liturgie als lebendige Tradition einer sich wandelnden Gesellschaft des Mittelalters zu verstehen, die an ihrer Liturgie hängt, und dabei auch Zugänge zu einer spirituellen Würdigung anzubieten, die sogar dem heutigen Menschen noch Nahrung geben kann.

Als besondere Anliegen Langs sind erkennbar, auch die Musik, Architektur, Sprache (gehobene Latinität), Kirchenausstattung und Kunst in die Betrachtung einzubeziehen, also keineswegs eine reine Ritusgeschichte zu liefern. Damit hat er eine Basis geschaffen, auf der künftige Forschung aufbauen kann.

Lang endet mit dem Konzil von Trient. Das könnte entgegen seiner Intention den Eindruck erwecken, mit Trient sei die Liturgie endgültig erstarrt und zu keiner Entwicklung und Pluralität mehr fähig.  Aber die nachtridentinische Liturgie war zweifellos nicht so uniform, wie manche es sich denken. Daher sollte man gespannt sein, ob dieses Buch noch eine Fortsetzung bis zum Zweiten Vatikanischen Konzil findet.