Römische Notizen

Bemerkenswertes aus der Kulturwelt Roms

Römische Notizen

Im Rahmen einer kirchenhistorischen Exkursion besuchten Anfang April Prof. Dr. Mariano Delgado und Prof. Dr. Franz Mali mit ihren Studenten römische Archive und Bibliotheken, darunter auch das RIGG und die Bibliothek des Campo Santo Teutonico. Ansprechpartner war Dr. Lorenzo Planzi, der in Fribourg ein Postdoc-Projekt verfolgt und derzeit am Campo Santo ist. Delgado leitet die Sektion für Religionswissenschaft der Görres-Gesellschaft.

Das Pontificio Istituto di Archeologia Cristiana gehört wohl zu den wenigen Instituten der Welt, die jedes Jahr mit allen Studenten und Professoren eine wissenschaftliche Exkursion unternehmen. In diesem Jahr geht es Anfang Mai nach Jerusalem. Hauptansprechpartner und Organisator sind die Franziskaner vom Heiligen Land, da ihr Mitglied P. Amedeo Ricco derzeit am PIAC studiert. Es werden 46 Teilnehmer mitfahren, darunter auch mehrere Mitglieder des RIGG. Angesichts der totalen Überfüllung Jerusalems mit Touristen ist die Betreuung durch die Franziskaner entscheidend, um ohne Warteschlangen in die historischen Kirchen zu kommen. Dem Institut geht es nicht um Sightseeing, sondern Forschung am Objekt. Die Reise umfasst Nazareth, Jerusalem und Betlehem.

Prof. Dr. Andreas Bieringer (Liturgie) und Prof. Dr. Thomas Meckel (Kirchenrecht) von der Theol. Hochschule Sankt Georgen in Frankfurt a.M. haben im März ein Exkursionsseminar nach Rom unter dem Thema "Stadt der Gnade - Stadt des Rechts" durchgeführt, bei dem sie zahlreiche vatikanische Dikasterien besuchten, aber auch kunst- und liturgiehistorische Vorträge zu den bedeutenden Kirchendenkmälern des Laterans und Esquilins hörten. Nicht nur die deutschsprachigen Mitarbeiter der vatikanischen Behörden, sondern auch das RIGG konnte seine Expertise einbringen. Unter anderem führte Assistent Christopher Helbig die Gruppe am Campo Santo Teutonico (Bild).

Konrad Ackermann, Priester der Diözese Regensburg und Mitglied des Römischen Instituts der Görres-Gesellschaft, wurde am 25. März von Kardinal Marx als neuer Vizerektor des Päpstlichen Priesterkollegs am Campo Santo Teutonico bestätigt und trat somit die Nachfolge von Msgr. Dr. Matthias Türk an, der in seine Heimat Würzburg zurückgekehrt war. Ackermann ist Kirchenrechtler. Er steht in einer langen Reihe von Vizerektoren (nach E. Gatz, Der Campo Santo Teutonico bei St. Peter in Rom 1975-2010, S. 13):

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Nicht zufällig steht Papst Pius XII. im Personenlexikon für Christliche Archäologie (Bd. 2, S. 1026f). Wahrscheinlich wollte er nämlich Archäologe werden. Zumindest besuchte Eugenio Pacelli als Student Archäologievorlesungen und war engstens mit dem Kreis um Giovanni Battista de Rossi und dessen Schüler vertraut. Seine erste Maßnahme als Papst 1939 war, die Ausgrabungen unter Sankt Peter anzuordnen und sie dem Päpstlichen Institut für Christliche Archäologie anzuvertrauen. Wenn Pius XII. demnächst heilig gesprochen werden sollte, wird er deswegen - so mein Vorschlag - neben Damasus der zweite Patron des PIAC werden.

Am 2. April feiert Kardinal Mauro Piacenza um 16.30 Uhr in S. Maria Maggiore, wo Pius XII. in der Capella Paolina seine Primiz gefeiert hatte, eine hl. Messe zum 120. Weihetag des Papstes. Bild: Pius XII. empfängt 1943 die Ausgräber des Petrusgrabes, darunter auch Engelbert Kirschbaum (Zweiter von links), den späteren Direktor des Römischen Instituts der Görres-Gesellschaft. Siehe Orte der Zuflucht, S. 354.

Nähere Infos

Am 4./5. Juni 1944 wurde Rom durch die Amerikaner vom Regime der Nationalsozialisten und ihrer faschistischen Helfershelfer befreit. Alle 50 Personen, die sich monatelang am Campo Santo Teutonico versteckt hatten, kehrten wieder in ihre Wohnungen zurück. Der Held des Campo Santo Teutonico, der irische Priester Hugh O'Flaherty, der am Kolleg wohnte und von dort aus in der ganzen Stadt Rom 6000 Menschen vor den Nazis und Faschisten versteckt hatte, war einer der ersten, der den amerikanischen Viersternegeneral Clark auf dem Petersplatz begrüßte (siehe Bild). Inzwischen erinnert eine Gedenktafel auf dem Campo Santo Teutonico an diesen großartigen Priester, der - Ironie der Geschichte - vom deutschen Kolleg aus Tausende vor den Deutschen gerettet hat.

Zum Wirken O'Flahertys siehe S. Heid / J. Ickx: Der Campo Santo Teutonico, das deutsche Priesterkolleg und die Erzbruderschaft zur Schmerzhaften Mutter Gottes während des Zweiten Weltkriegs. In: M. Matheus / S. Heid (Hg.): Orte der Zuflucht und personeller Netzwerke. Der Campo Santo Teutonico und der Vatikan 1933-1955 (Freiburg i. Br. 2015) 137–169 Heid (Hg.): Orte der Zuflucht und personeller Netzwerke. Der Campo Santo Teutonico und der Vatikan 1933-1955 (Freiburg i. Br. 2015) 137–169.

Museum der Befreiung

1888, im Jahr der Gründung des Römischen Instituts der Görres-Gesellschaft, wurde der römische Priester Pietro Papagallo geboren, der während der deutschen Besatzung am 24. März 1944 vom römischen SS- und Gestapo-Kommandanten Kappler in den Ardeatinischen Höhlen bei der Katakombe San Sebastiano als Vergeltung für einen Terroranschlag italienischer Kommunisten hingerichtet wurde (der einzige Priester, der Opfer dieser Repressalie wurde). Papagallo hatte mutig Hilfesuchende vor den Deutschen und Faschisten in einer katholischen Schule nahe Santa Maria Maggiore versteckt und saß deshalb im Gefängnis.

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Termin
Datum: 29.03.2019
Ort: Campo Santo Teutonico (Vatikan)

Der tunesich-algerische Augustinus-Film "Augustine, Son of Her Tears / Augustin, fils de ses larmes" (2017) wird mit (engl./franz.) Untertiteln am Campo Santo Teutonico vorgeführt. Drehbuchautor Dr. Imed Dabbour wird bei der Präsentation anwesend sein und für Fragen zur Verfügung stehen. Die Vorführung findet im Rahmen der Tagung Augustinus in der nordafrikanischen und europäischen Tradition statt. Interessierte Gäste sind willkommen.

Beginn: Freitag, 29. März, um 18.30 Uhr (2 Stunden)

Ort: Aula Papst Benedikt XVI. (Campo Santo Teutonico)

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