Römische Notizen

Bemerkenswertes aus der Kulturwelt Roms

Römische Notizen

Im Februar 2018 führten einige Doktoranden des Päpstlichen Institut für Christliche Archäologie in eigener Regie eine internationale Tagung junger Christlicher Archäologen in Rom durch. Es war das erste Mal, dass ein solcher Versuch gewagt wurde. Das Echo war groß. Inzwischen liegen die Vorträge als Buch oder PDF (open access) vor. Versammelt ist darin ein bunter Strauß von Themen, bei denen von vornherein nicht an letztgültige Wahrheiten, sondern eher an Diskussionspapiere gedacht war. Es darf gehofft werden, dass diese Initiative einen Fortgang findet.

Dass die Fußwaschung durch die Päpste am Gründonnerstag schon lange ein Akt inszenierter Demut ist, zeigt beeindruckend ein Beitrag in der neuesten Ausgabe des von Pietro Zander betreuten Notiziario des Petersdoms (Jg. 31, 2019/4). Damit dieser Akt, der lange Zeit im Apostolischen Palast ohne größeres Publikum vorgenommen wurde, von der allgemeinen Öffentlichkeit wahrgenommen wurde, verlegte ihn Pius IX. ins nördliche Querschiff des Petersdoms. Interessanterweise wurden 13 "Aposteln" die Füße gewaschen. Man wählte 13 Priester, die aus dem Norden nach Rom gepilgert waren, und gab ihnen eine besondere Tracht.

Weiterlesen …

Der deutsche Friedhof "Campo Santo Teutonico" gehört zu den am besten erforschten, betreuten und bewachten Friedhöfen der Welt. Aus den skrupulös seit dem 15. Jahrhundert lückenlos bis heute geführten Totenbüchern geht hervor, dass Emanuela Orlandi dort nicht bestattet wurde. Es gibt auch keine geheimen Bestattungen. Alle Bestattungen werden öffentlich vorgenommen und dokumentiert. Geheime Bestattungen sind spätestens seit den Lateranverträgen (1929) nicht möglich, da der einzige Zugang zum Campo Santo Teutonico Tag und Nacht (!) von vatikanischen Gendarmen bewacht wird. Niemand kann hinein oder hinaus, ohne entweder von den Gendarmen oder der Schweizergarde wahrgenommen zu werden.

Weiterlesen …

Die große Stadtviertelprozession in Trastevere zu Ehren der Madonna del Carmine am 20. Juli beginnt um 18 Uhr in San Crisogono. Das 500 Jahre alte Modonnenbild, das von Fischern im Tiber gefunden worden war,  wird durch die Straßen getragen. Es ist der Höhepunkt einer ganzen Festwoche, die von der Venerabile Arciconfraternita del Santissimo Sacramento e Maria Santissima del Carmine organisiert wird, die ihren Sitz an der Kirche S. Agata in Trastevere hat.

Das ganze Programm der festa de noantri 

Termin
Datum: 27.09.2019
Ort: Institutum Patristicum Augustinianum

Vom 27. bis 29. September wird der Ratzinger-Schülerkreis sein Jahrestreffen erstmals am Campo Santo Teutonico und nicht in Castelgandolfo abhalten. Ein Teil der Vorträge wird öffentlich sein. Die in den letzten vier Jahren von zwei ausgezeichneten Kustoden, Florian Schwarz und Christopher Helbig, aufgebaute Ratzinger-Bibliothek am Campo Santo bietet inzwischen 1.500 Titel in 40 Sprachen von und über Joseph Ratzinger/Benedikt XVI. an. Damit ist diese Bibliothek für Ratzinger-Studien unverzichtbar. Bislang wurden die Kustoden von der Fondazione Vaticana Joseph Ratzinger durch Stipendien gefördert. 

Die Suche geht weiter. Wie damals schon in Sant'Apollinare werden nun auch am Campo Santo Teutonico die Toten nicht ihre erhoffte Ruhe finden und nun auch noch die Ossuarien geöffnet werden (am 20. Juli und 9 Uhr). Wie bei des Kaisers neuen Kleidern traut sich niemand, das Offensichtliche zu sagen. Alles, was Sie über die altehrwürdigen Gräber und Grüfte des Campo Santo Teutonico wissen möchten, finden Sie hier. Über den Campo Santo Teutonico und Vatikan im Zweiten Weltkrieg können Sie sich hier informieren. Einen prächtigen Bildband mit allen Gräbern hat der Verlag Schnell und Steiner veröffentlicht.

Dass man keine Leiche fand, überraschte viele bei der Öffnung des mutmaßlichen Orlandi-Grabs auf dem Campo Santo Teutonico, das aber in Wirklichkeit das Grab der Prinzession Sophie von Hohenlohe ist. Es ist nicht zufällig eines der schönsten Grabmonumente des Friedhofs. Man stieß aber nur auf eine leere, riesige, zementierte Gruft, angelegt während des Zweiten Vatikanischen Konzils. Der richtige Stoff für einen Roman. Dem Campo Santo Teutonico hat die spannende Suche eine globale Bekanntheit beschert. Der Engel wird nun wie Willy um die Ecke ein Pilgerort werden. Aber die Suche geht natürlich weiter. Nur wo?

Wollen Sie mehr zu den mysteriösen gräbern des Campo Santo lesen? Hier!

Der Fall Orlandi findet keine Ruhe. Jetzt werden laut vatikanischem Pressekommuniké am 11. Juli um 8 Uhr weitere Gräber geöffnet, um im Campo Santo Teutonico endlich ihre Gebeine zu finden. Vielleicht gibt es ja göttliche Zeichen und Wunder, genauso als die Päpste das Grab des heiligen Paulus öffneten (Brief Gregors des Großen an Kaiserin Konstantina). Der Campo wird von den Journalisten der ganzen Welt belagert sein, bis alles vorbei ist. Orlandi hat mit dem Campo Santo Teutonico urkundlich offenbar nichts zu tun. Es wäre wirklich ein himmlisches Wunder, wenn es anders wäre.

Der 12. Nationalkongress für Christliche Archäologie findet in Rom unter dem Thema "Archeologia Cristiana in Italia: Ricerche, Metodi e Prospettive (1993-2020)" statt. Es geht um eine Bilanz und um künftige Forschungen. Zu den Organisatoren zählen Fabrizio Bisconti, Vincenzo Fiocchi Nicolai, Donatella Nuzzo, Lucrezia Spera und Francesca Romana Stasolla. Interessierte Referenten müssen ihr Thema bis zum 1. Januar 2020 Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein..

Zu den italienischen Forschern der Christlichen Archäologie siehe das Personenlexikon zur Christlichen Archäologie

Anfang Juni waren die "Theologische Kurse" aus Wien zu Besuch am Campo Santo Teutonico beim Römischen Institut der Görres-Gesellschaft. Die Gruppe unter Leitung von Prof. Dr. Renate Pillinger veranstaltete eine Studienreise zum Thema "Die Katakomben Roms im Kontext ihrer Zeit" und hatte eine Führung durch die Alten Grotten von Sankt Peter, die ein einzigartiges, kaum bekanntes Barockambiente der Peterskirche bieten. Die Alten Grotten aus dem 17. Jahrhundert sind quasi das erste Museum des Petersdoms mit vielen wichtigen Denkmälern, darunter auch eine berühmte Büste des geohrfeigten Papstes Bonifaz VIII. Frau Pillinger leitet den "Verein zur Förderung des Christlichen Archäologie Österreichs", dessen Mitglied die jährlich erscheinenden, sehr lesenswerten "Mitteilungen zur Christlichen Archäologie" erhalten.