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Der Campo Santo hat Glocken? Ja, und zwar drei aus dem Jahr 1830.

Der Campo Santo hat zwar kein eigentliches Wahrzeichen, schon gar keine markante Silhouette, sonderner er "duckt" sich unterwürfig angesichts des übermächtigen Petersdom. Aber das Glockentürmchen auf dem sog. "Hospiz" hat den Campo Santo dann doch immer optisch und zuweilen akustisch ausgezeichnet, so sehr, dass er jedesmal, wenn das Haus aufgestockt wurde, wieder eine Etage höhergerückt ist (sehr schön nachzuvollziehen anhand der historischen Fotos in: S. Heid, Wohnen wie in Katakomben. Kleine Museumsgeschichte des Campo Santo Teutonico, 2016). Zur Zeit wird das Türmchen samt Glocken eingehend restauriert und ist eingerüstet.

Nichts Neues unter der Sonne, kann man da sagen. Denn als das Gebäude wieder einmal aufgestockt worden war, kam das Glockentürmchen 1890 zuletzt dran (siehe Wohnen wie in Katakomben, S. 111). Während der Bauarbeiten war der Rektor in Deutschland, und so berichtete ihm der Katakombenforscher Joseph Wilpert, damals Vizerektor, über die Arbeiten. Dort lesen wir:

„1. Von einer Badewanne ist noch nichts zu sehen; 2. ebenso von einem Pavillon auf der großen Loggia, dagegen geht allmählig [!] der Thurm s[eine]r Vollendung entgegen – eben ist man am Abbrechen des Gerüstes. Es war Zeit, denn die Leute haben sich darüber schon lustig gemacht. Doch muß man gestehen, daß der Thurm jetzt besser aussieht. – Mit dem Geläute ist es noch beim Alten u. wird es wohl so bleiben, bis Sie wiederkommen. Wenn ich mich nicht gerade nach der vielen Läuterei von früher zurücksehne, so fehlt ein geregeltes Maaß [!] von Läuten doch sehr: es ist fast öde“; (Febr. 1890).
„Die Badewanne steht; ist aber aus Zink, nicht Marmor. – Die Glockenaffaire ist, wie es scheint, geregelt; die Seile werden durch die drei Loggien bis in ein kleines Zimmerchen gezogen, das er [der Architekt] zwischen der [Kreuzweg-]Station u. dem Ausgang auf den Friedhof neben der Küche ausgebrochen hat. Wenn das Läuten nicht zu sehr erschwert sein wird durch die viele Reibung, so kann man vielleicht meno male sagen“ (6. März 1890).