In dem kürzlich vorgestellten Buch von Elmar Bordfeld über den Landschaftsmaler Joseph Anton Koch sind auch einige Seiten dem Kunstbuchbinder Costantino Glingler gewidmet. Das veranlasst mich, einige interessante Details zu diesem Buchbinder und zu seiner Verbindung zum Campo Santo Teutonico und zum Römischen Institut der Görres-Gesellschaft hinzuzufügen.

Zunächst einmal ist festzuhalten, dass die Buchbinderfamilie Glingler nicht zur Bruderschaft des Campo Santo Teutonico gehörte und trotzdem ihr Familiengrab dort hat, und zwar rechts neben dem Kircheneingang. Das Grab ist so schön und fein gestaltet, wie auch die Glingler's ihre Bücher schön und fein gestaltet haben. Denn sie haben ihr Buchbinderhandwerk wirklich noch verstanden. Solche Bücher bekommt man heute gar nicht mehr, diese Kunst ist praktisch ausgestorben. 

Der erste war Carlo Glingler (1854-1928). Er hat alle Bücher des Campo Santo Teutonico zur Zeit des Rektors Anton de Waal (1837-1917) gebunden. Da aber de Waal geizig war und nie Geld für das Buchbinden ausgeben wollte, sind heute viele Bücher im ruinösen Zustand, weil sie nur eine billige oder keine Einbindung bekamen. Wenn de Waal aber dem Papst oder hohen Würdenträgern einen Prachband dedizieren wollte, dann war es immer Glingler, der den Auftrag bekam. Er belieferte auch die Vatikanbibliothek.

Das Geschäft lag in der Via della Mercede 35-36 nahe der Piazza di San Silvestro. Die Glinglers wurden so wohlhabend, dass sie den ganzen Palazzo kaufen konnten. Sie vermieteten 1903 zwei Zimmer an Stephan Ehses, den Direktor des Römischen Instituts der Görres-Gesellschaft. Wenig später bekam Ehses noch weitere Zimmer, so dass dort quasi das Görres-Institut mit der Handbibliothek bestand, auch wenn der formale Institutssitz am Campo Santo Teutonico blieb. Ehses nahm Carlo Glingler auch in die Görres-Gesellschaft auf. Glingler gehörte zu den Gründern des Gesellenvereins in Rom (Kolpingverein). 

Der Sohn Carlo Glinglers war Costantino Glingler (1887-1951). Er führte das Handwerk seines Vaters weiter. Kürzlich tauchte ein geradezu orientalisch anmutender Prachtband der Festschrift von Johann Peter Kirsch auf. Kirsch war der Gründer des Römischen Instituts der Görres-Gesellschaft (1888), seit 1926 Nachfolger von Stephan Ehses als Direktor und zugleich seit 1925 Direktor des Päpstlichen Instituts für Christliche Archäologie. Die Festschrift - der 39. Band der Römischen Quartalschrift - wurde Kirsch 1931 zu seinem 70. Geburtstag gewidmet. Sie ist aus feinstem Leder, hat Goldschnitt und ist in einer mit Samtpolster versehenen Klappschatulle aufbewahrt. Sowohl der Band als auch die Schachtel weisen den Prägestempel "C. Glingler Roma" auf. Zweifellos handelt es sich um jenes Exemplar, das Kirsch bei einem Festakt persönlich überreicht wurde.