Michael F. Feldkamp (Berlin) rezensiert in der "Tagespost" den von Andreas Sohn und Jacques Verger herausgegebenen Tagungsband über den Papsthistoriker Ludwig Pastor. Die Tagung fand 2018 am Campo Santo Teutonico statt. Feldkamp formuliert auch Desiderate. Das publizierte Tagebuch wird für Pastor gern ausgewertet, aber man muss vorsichtig sein, mahnt er zurecht. Der Verfasser hat gerade heute ein solches Tagebuchheft in der Hand gehabt: Man kann die Einträge aufgrund der miserablen Handschrift Pastors fast nicht entziffern, häufig gibt es Einträge ohne Kalendertag. Das publizierte Tagebuch ist in jedem Fall vielfach gekürzt.

Weiter Feldkamp: "Was dem Sammelband vor allem fehlt, und das wissen die Herausgeber, ist der Blick auf die vielfältigen Aktivitäten Pastors insbesondere innerhalb der akademischen Welt – vor allem in der Görres-Gesellschaft –, die manchem Zeitgenossen als intrigant empfunden haben mag und die Karrieren des Einen begünstigt und des Anderen verhindert hatte". Ob das wirklich zutrifft? Der Verfasser kann sich trotz gewisser Kenntnis des Archivmaterials nicht daran erinnern, dass Pastor jemanden abgesägt hätte. Zumindest aber stieß er darauf, dass Pastor durch ein lanciertes Gerücht, dass Heinrich Denifle OP in das Gründungskomité des Römischen Instituts der Görres-Gesellschaft aufgenommen wurde, in dem Pastor selber saß, auch Hermann Grauert. Als durchgehendes Motiv bei Pastor zeigt sich seine Abneigung gegen Grauert, den Herausgeber des Historischen Jahrbuchs. Diese Abneigung teilte er allerdings bis zu gewissem Grad mit Heinrich Finke.

Weiter schreibt Feldkamp: "Wir erfahren nichts über seine akademischen Schüler, zu denen zum Beispiel der bedeutende Rechtskatholik aus der Weimarer Zeit, Martin Spahn, zählte". Auch dazu kann man Einzelnes aus der Geschichte des Römischen Instituts beisteuern. Pastor als Mitglied des sogenannten "leitenden Komités" des Römischen Instituts schleußte sofort seinen Schüler Hartmann Ammann (Stiftskanoniker aus Brixen) als Bearbeiter der Nuntiaturakten ein, verlangte aber von ihm und den anderen Bearbeitern strikte Ausführung seiner Anweisungen. Zu Spahn kann man erwähnen, dass sich in der Pastor-Korrespondenz zahlreiche Briefe Spahns finden, die zweifellos genauen Aufschluss über deren Verhältnis bieten.  

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