Prälat Georg Ratzinger war wie sein "kleiner Bruder" dem Campo Santo Teutonico sehr verbunden. Vor elf Jahren, zu seinem 85. Geburtstag, kam er ins Kolleg, wo ihm auch die Regensburger Domspatzen ein Ständchen brachten (Bild). Prof. Dr. Roman Hankeln (Trondheim), ehemaliger Domspatz, der im Februar vergangenen Jahres einen Vortrag am RIGG hielt, schreibt im Kondolenzbuch: "Für mich war Georg Ratzinger der warme, gutherzige, souveräne Lehrer und väterliche Wegbegleiter, der mir nichts weniger als den Zugang zur Hochkultur der europäischen Vokalmusik erschlossen hat.

Damit prägte er nicht nur meine Jugendzeit bei den Domspatzen, sondern auch mein weiteres internationales berufliches Wirken als Musiker und Musikhistoriker. Spreche ich heute in Forschung und Lehre über liturgische Musik, erinnere ich mich an den Dienst im Dom von Regensburg unter ihm als Domkapellmeister. Leite ich heute einen Chor, sehe ich Georg Ratzingers Legato, seine vollkommene Beherrschung des Dirigats vor mir und eifere ihnen nach. Meine Vorstellung von Mendelssohn und Rheinberger hat ihren Horizont für immer durch seine Interpretationen erhalten. Georg Ratzinger möge als - ganz unzeitgemäßes - Vorbild in Erinnerung bleiben: als Exponent eines musikalischen Ideals, in dem das Piano und nicht das Forte im Vordergrund standen, und, entsprechend, als Beispiel eines Christen, der Bescheidenheit und Unterordnung verinnerlicht hatte, statt Protzerei und Selbstbehauptung zu folgen. Schließlich: Mit ihm zu musizieren, in vielen Proben, Gottesdiensten und Konzerten, war für mich nichts weniger als Freude und Gnade."

Kondolenzbuch