Da kam sie also, die Frage aus Rom: "Was macht eigentlich Britta Kägler?” – Das ist ehrlich gesagt eine Frage, die ich mir im Moment manchmal selbst stelle! Die Corona-Regelungen haben mich und meine Kollegen an der Universität in Trondheim mitten im Semesterbetrieb erwischt. Um genau zu sein: am 12. März mittags! Ich hatte gerade einen Sprechstundenmarathon hinter mir, habe danach meine Bürotür wieder geöffnet und in einen – ziemlich leeren – Flur geschaut. Keine Kollegen zu sehen!

Die Mediävisten und ich wollten eigentlich eine gemeinsame Kaffeepause einlegen, aber daraus wurde nichts mehr: Campus räumen, Büros schließen. Überall hingen ad hoc-ausgedruckte Zettel mit dem Hinweis, dass die Studierenden sich auf den Heimweg machen sollten.

Der Vorlesungsbetrieb wurde allerdings ganz normal aufrecht erhalten. Was man in so einer Situation halt für normal hält. Von einem Tag auf den anderen musste jeder experimentieren. Die erste Vorlesung war noch eine etwas stärker kommentierte Power-Point-Präsentation mit einem einleitenden Podcast, später kam real-time-teaching dazu… Nach einer Woche Zoom, Microsoft Teams, Jitsi und und und hatte ich fast gedacht, dass ich alle digitalen Werkzeuge kennengelernt hatte. Hybris des digital beginners! Die digitale Lehre brauchte viel mehr Vorbereitungsaufwand.

Trotzdem waren die ersten zwei Wochen im „hjemmekontor” – dem norwegischen Home Office – ziemlich produktiv. Druckfahnen konnten endlich durchgesehen werden. Ich konnte einen Sammelband, der sich mit frühneuzeitlichen Quellen zur Baupraxis befasst, entscheidend voranbringen. – Aber nach 3-4 Wochen ohne jeden wirklichen Außenkontakt nahm auch die Konzentration ein bisschen ab.

Inzwischen ist das Semester vorbei, zwei Wochen kurze Verschnaufpause bieten die Möglichkeit für lange Spaziergänge am Fjord… – bevor dann die intensive Prüfungszeit beginnt. Schriftliche Prüfungen werden definitiv in Digitalexamen umgewandet. Für mündliche Prüfungen besteht noch die Chance, dass Prüfer, Protokollant und Prüfling ggf. mit viel Abstand in einem Seminarraum sein dürfen.

Aber wer weiß: Erna Solberg wird heute Abend die nächsten Corona-Entscheidungen bekanntgeben. Ich werde dann eine kurze Runde am Strand in Korsvika drehen und abends eine Rezension beenden. Mein Schreibtisch sieht jedenfalls auch nicht anders aus als sonst: die Tischplatte ist kaum zu sehen.