Von mir selbst, Thomas Kieslinger

Was mache ich eigentlich? Offen gestanden ist das eine der angenehmeren Fragen, die mir in letzter Zeit gestellt wurden. Eine nette Abwechslung zur sonst immer gestellten Frage „Wann gibst du eigentlich ab?“. Damit wären wir auch schon beim Thema. Die Dissertation liegt zwar immer noch nicht in den letzten Zügen, jedoch ist langsam aber sicher ein kleines schwaches Licht am Ende des Tunnels zu sehen.

Ich hatte das große Glück am Anfang des Jahres noch eine Woche im Archivo Histórico Nacional in Madrid verbringen zu können. Die dort angefertigten Transkriptionen arbeite ich derzeit nach und nach in die Dissertation ein und warte auf die angeforderten Scans. Von Zeit zu Zeit unterstützt mich Dr. Ignacío García mit hilfreichen Ratschlägen und Literaturhinweisen, wofür ich ihm sehr dankbar bin. Die Ausgangssperre hätte ich beinahe verpasst.

Ich habe dem deutschlandweiten Lockdown nämlich bereits im Februar einen kieslingerischen Lock-In vorausgeschickt und befinde mich seitdem eigentlich jeden einzelnen Tag ausschließlich in meinem Kämmerchen und schreibe, schreibe, schreibe. Vornehmlich natürlich an der Diss, allerdings wird in der nächsten Ausgabe der Zeitschrift „Kulturgut“ (Germanisches Nationalmuseum) ein Aufsatz von mir veröffentlicht, welcher sich mit dem Einfluss von frühneuzeitlichen Feuerwaffen auf frühe Feuerzeuge beschäftigt.

Ansonsten habe ich noch einen immer noch nicht eingereichten Aufsatz zu unserem Ritter von Rodenstein am Campo Santo in der Schublade, der aufgrund der derzeit nur schwer zugänglichen Literatur zum Harnischwesen des 16. Jahrhunderts ruht… und dann wäre da noch eine am Ende der Woche einzureichende Rezension über einen phänomenalen Sammelband, der sich mit Päpstlichkeit und Patriotismus beschäftigt.

Die Planungen für die im Oktober anstehende Eheschließung nimmt mir – Deo gratias – zum Großteil meine wundervolle Verlobte ab. Ich bin gespannt ob die Hochzeit, so wie wir uns das vorstellen, wirklich stattfinden kann; aber es gibt ja immer noch die Möglichkeit einer Stellvertreterehe. Insofern blicke ich dem ganz gelassen entgegen.

Im Mai werde ich dann mein Amt als Stadtarchivar und Museumsleiter in Dingolfing (Niederbayern) antreten. Ich hoffe, dass bis dahin mein Haupthaar nochmal ein gutes Stück nachwachsen wird, da die coronabedingte Schließung der Friseurläden zu einer experimentellen Frisur geführt hat, die unter Umständen als nicht gesellschaftstauglich erachtet werden könnte.

Wie ich durch die Berichterstattung des RIGG weiß, seid ihr alle gesund und emsig wie die Bienen. Das freut mich natürlich sehr und ich hoffe daran wird sich auch nichts ändern. Hoffen wir, dass die Seuche bald vorrübergeht, damit ihr mich bald im Museum in Dingolfing besuchen könnt!