Anton de Waal, der sozusagen mythische Rektor des Campo Santo Teutonico (1837-1917), dem unlängst ein höchst ergiebiger Geschichtsband gewidmet wurde, schreibt in seinem handlichen "Rompilger" (hier 8. Auflage von 1904, S. 46-47): 

"Nach der Einnahme Roms 1870 ergab die Volkszählung 226.000; unter Einbeziehung der Vorstädte und die Alumnen der zahlreichen fremden Studienanstalten wie das Militär mitgerechnet, zählt Rom heute rund 500.000 Einwohner. Die tägliche Durchschnittszahl der Fremden in den Wintermonaten, am stärksten gegen Ostern, kann man auf 20.000 schätzen".

Das ware selige Zeiten! Heute zählt Rom ca. 3 Millionen Einwohner. Allein durch die Vatikanmuseen quälen sich täglich bis zu 35.000 Besucher. Aber jetzt im Winter klingt der Besucherstrom etwas ab. Interessant ist de Waals Bemerkung, dass die eigentliche Touristenzeit im 19. Jahrhundert der Winter war. Auch viele Deutsche verbrachten gar die ganzen Wintermonate im milden Klima Roms. Man nannte sie die "Winterfremden" (Noack, 1907, 268). Die Gäste blieben hingegen im Sommer aus wegen der Hitze (und Malaria). Das Schönheitsideal, sich zu bräunen, wurde erst in den 1950er Jahren mit dem Fernsehstar Sophia Loren populär. Vorher war Bräune verpönt, denn gebräunt waren nur die armen Leute, die auf dem Feld arbeiten mussten. Jetzt wurde Loren zum Vorbild, und entsprechend verlagerten sich die Romaufenthalte der schönen und reichen Europäer vom Winter in den Sommer, von der Piazza Navona an den Strand von Ostia.