Dominik Burkard und Hans-Otto Mühleisen über den Freiburger Erzbischof Conrad Gröber 

Conrad Gröber (1872-1948) war seit 1932 Erzbischof von Freiburg und zeigte anfangs ein Entgegenkommen gegenüber dem neuen Regime, das sich bald in entschiedene Gegnerschaft wandelte. Sein anfängliche Gesprächsbereitschaft wird ihm heute zum Vorwurf gemacht. Dabei stützt man sich teilweise auf ein merkwürdiges Dokument, nämlich ein anonymes Gutachten über Gröber, das 1947 in die Hände der französischen Besatzung gespielt wurde.

Dominik Burkard, Ordinarius für Kirchengeschichte in Würzburg und Mitherausgeber der Römischen Quartalschrift, hat in geradezu kriminalistischer Weise praktisch sicher machen können, dass das Gutachten von einer Frau verfasst wurde, einer Nationalsozialistin, die wohl auch nach dem Krieg nicht ganz von ihrer alten Anhänglichkeit loskam. Ihr Bruder, ein Priester, war ebenso notorischer Nationalsozialist gewesen.

Die Rede ist von dem Schriftstellerpriester Heinrich Mohr (+ 1951) sowie seiner Schwester Teresa (+ 1962). Sie waren frühe, überzeugte Mitglieder der NSDAP und polemisierten in dem Hetzblatt "Alemannen" gegen den ihnen verhassten Gröber. Nach dem Krieg, 1947, traten die beiden anonym mit dem besagten Dossier nochmals gegen Gröber aus. Burkard fasst seine Recherchen so zusammen, mahnend, Lehren aus der Geschichte zu ziehen:

"Angesichts der ausgesprochen komplexen Hintergründe der ,Causa Gröber' gewinnt die geschichtspolitische Ausmünzung des französischen Dossiers in der Gegenwart ... skurrile Züge. Die ursprünglichen Vorwürfe gegen Gräber lauteten (in der NS-Zeit) auf sittlichen Defekt und (spätestens seit 1936) auf staatsabträgliches, regimefeindliches Verhalten. Sie wurden erhoben und entsprechend propagiert ausgerechnet von Seiten eines nationalsozialistischen Priesters sowie seiner Entourage und zu einer Zeit, in der Gröber und die ganze Kirche permanenten Angriffen der Partei ausgesetzt waren. Erst nach 1947 - also in einer politisch völlig anders gearteten Situation - wurden die alten Vorwürfe angereichert durch den nun neuen, jedoch völlig absurden Vorwurf, Gröber sei Nationalsozialist gewesen. Wieder ging es aber nur darum, Gröber zu desavourieren, möglicherweise um ein anderes Ziel zu erreichen: die Torpedierung der badischen Verfassung und der Schulpolitik der CDU. Soll nun in der Gegenwart das von nationalsozialistischen Priestern und ihren Helfern produzierte, von oppositionellen Klerikern gegen die Gemeinschaftssschule ausgemünzte Material gegen Gröber verwendet werden, um ihn ein drittes Mal an den Pranger zu stellen?" (S. 192).

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