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PD Dr. Tobias Frese (Heidelberg) hat 2013 eine wegweisende Studie über die Bedeutung des Bildes für die Liturgie und der Liturgie für das Bild vorgelegt, an die zu erinnern lohnt, auch weil sie streckenweise durch die Studie Altar und Kirche. Prinzipien christlicher Liturgie (2019) ergänzt wird. Freses Buch lautet Aktual- und Realpräsenz: Das eucharistische Christusbild von der Spätantike bis ins Mittelalter

Der Titel ist vielleicht etwas missverständlich. Denn es geht weniger um "eucharistische Christusbilder" als vielmehr umfassend um Christusbilder im Handlungsraum der Eucharistiefeier, wobei der Bezug der Bilder zur Eucharistie je nach Raumordnung und Bildträger vielfältige Facetten annehmen kann. Frese geht sowohl auf die Klein- als auch Monumentalkunst ein und bezieht sowohl den Westen wie den Osten ein. Der historische Durchgang verläuft vom 4. Jahrhundert bis ins frühe Mittelalter. Die hochmittelalterlichen Altarretabeln werden nicht mehr in die Überlegungen einbezogen.

Frese gelingt es, diese Fülle an Bezügen zu entwickeln, und dabei nie die theologische Großwetterlage aus dem Blick zu verlieren. Er überfrachtet dabei die Bilder nicht mit Theologie, sondern bleibt immer konkret am liturgischen Handlungsrahmen orientiert, der eine eigene, nicht endlos dehnbare Sinnweite hat.

Leitgedanken sind Aktual- und Realpräsenz, d.h. die Gegenwart Christi in den Handlungen und in den Handelnden der Liturgie (aktual) und die eucharistische Realpräsenz. Die Bilder reflektieren auf diese oder jene Art beide Weisen der Gegenwart Christi. 

Das Buch behandelt die frühchristlich-westliche Bildtradtion, das byzantinische Christusbild (etwa die Theotokos als eucharistisches Christusbild), das karolingische Christusbild (u.a. der Crucifixus als Kanonbild), die Allianz von Kreuz und Altar und mittelalterliche Triumphkreuzgruppen. Auch wenn der Autor gewissermaßen in einer ständigen Steigerung vorführt, wie sehr Bilder mit der eucharistischen Gegenwart Christi zusammengesehen werden, so hütet er sich doch vor Übertreibungen. Dass Bilder nun gleichsam wie die Eucharistie selber zum "echten'" Christus wurden, darüber will er allenfalls spekulieren (S. 266f).  

Ich halte das Buch für sehr treffsicher und ausgereift, stimme auch persönlich mit der Art, die Dinge historisch, biblisch und liturgisch zum Sprechen zu bringen, völlig überein. Hier versteht jemand wirklich die Sache, nämlich vor allem die Liturgie in ihrem Anspruch, selber Bild zu sein und Bilder zu fordern. 

S. Heid